Uplift - Ursprung des Lebens
Uplift - Ursprung des Lebens
Gönnerinnen und Gönner bewegen

Potenzial beflügeln

von Andrea Zeller
14. Dezember 2023
ETH Zürich Foundation, Potenzial beflügeln
© ETH Foundation / Daniel Winkler
Gönnerinnen und Gönner bewegen

Potenzial beflügeln

von Andrea Zeller
14. Dezember 2023

Dorothy und John Nagulendran unterstützen künftige Friedensmediatorinnen an der ETH Zürich, um zu zeigen, dass private Philanthropie bei der Bewältigung globaler Herausforderungen etwas bewirken kann.

 

Sie sind beide in Singapur aufgewachsen. Was führte Sie in die Schweiz?

DOROTHY NAGULENDRAN – John und ich lernten uns vor 25 Jahren am King’s College in London kennen. John studierte Rechtswissenschaften, ich Musik. Nach unserem Abschluss kehrten wir nach Singapur zurück, starteten unsere beruflichen Karrieren und heirateten. In den letzten 20 Jahren sind wir oft umgezogen und lebten in Schanghai, Jakarta und London, bevor wir uns vor 13 Jahren in Zug niederliessen.

JOHN NAGULENDRAN – Unsere Familie zog 2010 in die Schweiz, als ich eine neue Stelle bei Pala Investments antrat, einer internationalen Private-Equity-Firma mit Sitz in Zug. Damals waren wir zu dritt, mit unserer einjährigen Tochter Martha. Heute sind wir eine sechsköpfige Familie, dank unseren beiden weiteren Töchtern Gemma und Lucy und dem Hundewelpen Milo. Die Schweiz ist unsere Wahlheimat. Wir sind dankbar und fühlen uns hier sehr wohl.

«Mit dem Stipendienfonds wollen wir die ETH dabei unterstützen, das Feld der Friedensmediation zu professionalisieren.»

John Nagulendran

Mit Ihrem Engagement ermöglichen Sie Stipendien für zwei junge Berufsfachfrauen, die den MAS ETH Mediation in Peace Processes absolvieren. Wie kam dies zustande?

J.N. – Wie heute in der Arbeitswelt verbreitet, erlebte ich letztes Jahr nach 22 Jahren Berufstätigkeit ein Burn-out. Ich ergriff diese Gelegenheit, um innezuhalten und darüber nachzudenken, wie ich meine Energie nutzen kann, um etwas Positives zu bewirken. Da ich mich sehr für Problemlösung, Verhandlung und Mediation interessiere, stiess ich auf den MAS an der ETH und wollte mehr darüber erfahren. Eemeli Isoaho, der Programmkoordinator, und Professor Andreas Wenger, der Programmdirektor, inspirierten mich mit ihrer Leidenschaft für die Ausbildung der nächsten Generation in der Friedensmediation. Dorothy und ich entschlossen uns daraufhin, einen Stipendienfonds über zehn Jahre einzurichten. In einer Welt, in der Konflikte und politische Gewalt Existenzen zerstören, Familien auseinanderreissen und menschliches Leid verursachen, wollen wir mit dem Stipendienfonds die ETH dabei unterstützen, das Feld der Friedensmediation zu professionalisieren.

Was an diesem Lehrgang überzeugte Sie und John?

D.N. – Die Schweiz hat eine lange Tradition im Unterstützen von Friedensmediation. Dank den engen Partnerschaften der ETH mit nationalen und internationalen Institutionen verfügt der MAS über erstklassige Ausbildnerinnen und Ausbildner mit grosser Erfahrung. Zudem weist das multidisziplinäre Programm einen umfassenden Praxisbezug auf, um den Teilnehmenden das Wissen sowie die Fähigkeiten und Techniken zu vermitteln, damit sie gewaltsame politische Konflikte effektiv schlichten können. Beeindruckt waren wir auch von der Vielfalt der Teilnehmenden: 59 Studierende aus 36 Ländern haben das Programm seit dem Start 2017 absolviert.

ETH Zürich Foundation, Potenzial beflügeln
© ETH Foundation / Daniel Winkler

Sie möchten weibliche Personen aus dem asiatischen Raum fördern. Weshalb?

J.N. – Seit dem Start des MAS haben drei Jahrgänge abgeschlossen. Eine der wichtigsten Rückmeldungen von Ehemaligen zur Verbesserung des Programms war der Wunsch nach mehr Vielfalt in Bezug auf Dozierende und Mediationsansätze. Dazu zählten Vorschläge, sowohl asiatische als auch geschlechtsspezifische Perspektiven der Mediation einzubeziehen. Als Familie aus Singapur mit vier Frauen waren wir der Meinung, dass die Einrichtung eines Stipendienfonds für Frauen aus Asien eine sinnvolle Antwort auf dieses Feedback ist.

Zwei Stipendiatinnen starten bald. Welchen Eindruck haben Sie von den ausgewählten Personen?

D.N. – Einen sehr positiven! Die beiden Stipendiatinnen sind hochqualifiziert und verfügen über viel Erfahrung auf ihrem Gebiet. Eine stammt von den Philippinen und arbeitet seit über sieben Jahren am Centre for Humanitarian Dialogue in Genf, um den Friedensprozess in ihrem Land zu unterstützen. Die zweite Stipendiatin stammt aus Kolumbien und arbeitet bei der Dialogue Advisory Group, einer unabhängigen Organisation, die den politischen Dialog zwischen Regierungen, bewaffneten Gruppen und anderen wichtigen Akteuren in Konfliktsituationen fördert.

Im Rahmen Ihres Engagements für die ETH haben Sie einen eigenen philanthropischen Fonds gegründet. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

J.N. – Die Nagulendran Philanthropy Alliance ist ein philanthropischer Fonds mit Sitz in der Schweiz. Wir wollen uns auf die Unterstützung von Friedens- und humanitären Projekten, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie Initiativen für Vielfalt und Inklusion konzentrieren. Unser Ziel ist es, Projekte zu unterstützen, bei denen wir positive Wirkung erzielen und globale Herausforderungen angehen können. Gemeinsam mit Partnern identifizieren und realisieren wir Projekte, die den Begünstigten Raum für Kreativität, Wachstum und Empowerment bieten.

Was erhoffen Sie sich von Ihrer Förderung?

J.N. – Wir möchten, dass mehr Menschen den Wert privater Philanthropie erkennen. Man muss nicht Bill Gates sein, um eine aktive Rolle zu spielen. Jeder kann anderen helfen, indem er seine Zeit, Energie und Ideen einbringt, um etwas zu bewirken. Ich hoffe zudem, dass unser Beitrag nicht nur mehr Aufmerksamkeit für die wichtige Arbeit der Friedensmediation generiert, sondern auch als Katalysator für andere dient, die eine so zentrale Sache unterstützen wollen.

Master of Advanced Studies ETH Mediation in Peace Processes

Der MAS ETH MPP ist ein zweijähriger Lehrgang für Berufstätige, die in der Mediation von gewaltsamen politischen Konflikten und in der Unterstützung von Dialog- und Friedensprozessen auf der ganzen Welt tätig sind. Er basiert auf einer engen Partnerschaft zwischen der ETH Zürich, dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), den Vereinten Nationen (UN) und den Aussenministerien Deutschlands und Finnlands.
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