«Die ETH hat uns Disziplin und Pragmatismus gelehrt – und vieles, was über das Fachgebiet hinausgeht»

23. Dezember 2022

Sie studierte Architektur, er Physik an der ETH Zürich. Als sich Charles und Marika Jacquemart in der früheren Mensa, dem «Studentenheim», kennengelernt haben, wussten sie noch nicht, dass sie später gemeinsam durchs Leben gehen würden. Heute blicken sie auf ihre Zeit vor rund 50 Jahren an der ETH zurück.

ETH Zürich Foundation, «Die ETH hat uns Disziplin und Pragmatismus gelehrt – und vieles, was über das Fachgebiet hinausgeht»
Marika Jacquemart-Bouaoudia und Charles Jacquemart fördern junge Talente und Unternehmertum an der ETH Zürich.
© ETH Foundation / Valeriano di Domenico
Marika Jacquemart-Bouaoudia und Charles Jacquemart fördern junge Talente und Unternehmertum an der ETH Zürich.
© ETH Foundation / Valeriano di Domenico

Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben, wenn Sie an die Zeit an der ETH Zürich zurückdenken?

CHARLES JACQUEMART: Ich habe an der ETH Zürich Physik studiert und schliesslich auch doktoriert. Die ausgezeichnete Ausbildung, die ich geniessen durfte, ist mir deshalb besonders in Erinnerung geblieben. Ausserdem die interessanten Bekanntschaften mit meinen Mitstudierenden und Professoren.

MARIKA JACQUEMART-BOUAOUDIA: Für Studierende wie mich, die im Wallis frei und einfach aufgewachsen sind, wirkten unsere Professoren zu Beginn recht streng und fordernd (Professorinnen gab es damals in der Abteilung Architektur noch keine). Später war ich aber dankbar für die Ordnung und Disziplin, die sie uns beigebracht haben. Gegenüber uns Mädchen – wir waren damals kaum zehn Prozent – verhielten sie sich immer korrekt und behandelten uns gleich wie die Jungs.

Sie beide haben sich an der ETH kennengelernt. Verraten Sie uns die Geschichte?

MARIKA: Zum ersten Mal gesehen habe ich Charles in der Mensa des Studentenheims. Er sass zwei Tische entfernt und fiel mir auf. Nie hätte ich in diesem Moment gedacht, dass ich mit diesem Mann mein Leben verbringen würde! Später erfuhr ich, dass er aus Luxemburg stammt – und die Luxemburger gingen oft mit uns Studierenden aus der französischen Schweiz und aus dem Ausland ins Zürcher Niederdorf.

CHARLES: Nach dem Studium sind wir uns nähergekommen, da wir viele gemeinsame Interessen hatten und ganz in der Nähe voneinander im Kreis 6 in Zürich wohnten. Nach unserer Heirat hat sie mich dazu bewogen eine neue Arbeitsstelle in der Westschweiz zu suchen. So bin ich zur IEC gekommen, eine internationale Normenorganisation mit Sitz in Genf.

Was würden Sie ETH-Studierenden heute raten?

CHARLES: Hinterfragt Bestehendes und überprüft aktuelles Wissen kritisch. Weiter finde ich es ratsam, neben dem Studium einen Ausgleich wie Sport, Kultur oder soziale Kontakte zu pflegen.

MARIKA: Ich würde ihnen empfehlen, auch Vorlesungen ausserhalb des eigenen Fachgebiets zu besuchen um den Horizont zu erweitern. Die ETH bietet so viel Spannendes an, etwa in Geschichte, Sprachen und vielem mehr. Ich habe beispielsweise einen Arabischkurs in der damaligen Abteilung XII besucht.

 Gibt es etwas, das Sie an der ETH gelernt haben, das Sie bis heute begleitet?

CHARLES: Pragmatisches Vorgehen und Zuverlässigkeit bei der Arbeit.

MARIKA: Die Architekturausbildung ist sehr vielseitig – so durfte ich zum Beispiel schon im Studium vieles über Kunstgeschichte lernen, was sich andere in meinem Alter nun als Hobby aneignen. Besonders geschätzt habe ich die Rechtsvorlesungen von Professor Jagmetti, damals Nationalrat.

Haben Sie einen Lieblingsort an der ETH? Weshalb?

CHARLES: Einen spezifischen Lieblingsort habe ich nicht, doch während dem Studium gehörten die Gespräche und Debatten mit anderen Studierenden, Assistierenden und Dozierenden zu meinen Lieblingsaktivitäten. Die fanden an allen möglichen Orten statt, in und vor den Hörsälen oder in der Mensa.

MARIKA: Am liebsten war ich in den Cafeterias! Gesellig und gemütlich, mit vielen anregenden Begegungen, besonders mit einer heissen Caotina-Schokolade. Am besten gefiel es mir in unserer Cafeteria im Studentenheim «le Stud», wo wir Romands regelmässig jassten. Als es das «Stud» nicht mehr gab, trafen wir uns in der Cafeteria unter der Polyterrasse, aber die hatte nicht denselben Charme. «Ja nu», wie man auf Schwizertütsch sagt.