«Bildung schafft die Grundlage für eine nachhaltige Gesellschaft»
Eilif Holte, erfolgreicher Software-Unternehmer aus Norwegen, erzählt im Interview von den Herausforderungen beim Aufbau seines Unternehmens, inspirierenden Vorbildern aus der Polarforschung und spricht über die Bedeutung der Talentförderung.
Sie haben Physik an der ETH Zürich studiert. Wenn Sie sich an Ihren ersten Tag an der Hochschule erinnern, was ging Ihnen damals durch den Kopf?
EILIF HOLTE: Ich fühlte Ehrfurcht und Freude, ein anspruchsvolles Physikstudium an einer anerkannten Universität zu beginnen. Dies in einem Land, in dem Qualität und Präzision an erster Stelle stehen.
Was waren die prägendsten Aspekte Ihres Physikstudiums?
In erster Linie die Schulung in ganzheitlichem Denken, in der systematischen Analyse und der fundierten Problemlösung. Dies erwies sich als unschätzbar wertvoll in meiner späteren beruflichen Laufbahn. Ich bin überzeugt, dass eine hochwertige Bildung die Grundlage für eine nachhaltige Gesellschaft ist.
Fördern Sie deshalb junge Talente?
Ja, für mich ist es ein Privileg, heute dazu beitragen zu können, dass die ETH herausragende junge Forschende gezielt unterstützen kann. In meinen Augen ist die Nachwuchsförderung eine enorm wichtige Aufgabe. Es war mir ausserdem eine besondere Freude, bei meinem letzten Besuch an der ETH Fredrik Nestaas kennenzulernen, einen Exzellenz-Stipendiaten mit norwegischen Wurzeln.
Sie selbst haben eine unternehmerische Karriere eingeschlagen. Was hat Sie dazu inspiriert 1977 mit Holte Consulting Ihre eigene Firma zu gründen?
Nach dem Studium hatte ich einen sehr interessanten Job in der Baufirma meines Schwiegervaters und leitete bedeutende Bauprojekte.
Nach sechs Jahren beschloss ich, Herr meiner eigenen Firma zu werden. Als Physiker sagte ich mir, dass es in einem Sonnensystem keinen Platz für zwei Sonnen gibt.
Was waren die grössten Herausforderungen beim Aufbau Ihres Unternehmens?
Projektmanagement ist eine Dienstleistung, die man verkaufen muss, ohne das Ergebnis zu diesem Zeitpunkt bereits nachweisen zu können. Damit ist es eine Frage des Vertrauens und ich habe sehr darauf geachtet, uns einen Ruf als verantwortungsbewusstes Unternehmen aufzubauen und zu erhalten. Dabei hat mir wohl auch geholfen, dass ich damals einen grossen öffentlichen Bauskandal aufdeckte.
Haben Sie ein persönliches Credo, das Sie durch Höhen und Tiefen geleitet hat?
Qualität und Planbarkeit immer die höchste Priorität zuzuweisen. Der Polarforscher Roald Amundsen ist für mich ein inspirierendes Beispiel für hervorragendes Projektmanagement. Seine Expedition erreichte den Südpol wie geplant und kehrte mit allen Teilnehmenden zurück, da er vorausplante und richtig priorisierte. Seinem Rivalen Robert Scott hingegen unterliefen schreckliche Fehler bei einem ähnlichen Versuch, sodass seine Expedition scheiterte und die Teilnehmenden ihr Leben verloren. Dies unterstreicht für mich die Wichtigkeit von Projektmanagement – mit ein Grund, weshalb ich vor über 20 Jahren die Holte Academy in Norwegen gründete, die Fachkräfte in diesem Fachgebiet schult.