«Die ETH hat mein Leben geprägt»
Aus einem kleinen Projekt entwickelte Christian Buess ein 60-köpfiges Unternehmen. Mit der Aufnahme der ETH Zürich Foundation in sein Testament will er Talenten seiner Alma Mater vergleichbare Erfolgswege ermöglichen.
Seit über 30 Jahren befassen Sie sich mit Lungenfunktionsmessgeräten. Wie kam es dazu?
Christian Buess – Ich bin eher zufällig auf das Thema gestossen, als ich nach meinem Abschluss in Elektrotechnik eine Assistentenstelle am Institut für Elektronik an der ETH antrat. Ich sollte einen Prototyp für Atemmessung weiterentwickeln und gab mir dafür drei Monate Zeit. Daraus entstand der erste Ultraschall-Flowsensor, die Basis unserer heutigen Produkte, die eine bessere Frühdiagnose von chronischen Lungenkrankheiten erlauben. 30 Jahre später beschäftige ich mich nach wie vor mit dieser Technologie, gemeinsam mit den 60 Mitarbeitenden der ndd Medizintechnik in der Schweiz und den USA.
Wie ist aus den bescheidenen Anfängen ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Lungenfunktionsdiagnostik entstanden?
Einerseits bin ich ein sehr hartnäckiger Mensch und blieb stets am Thema dran, auch wenn es zeitweise ein steiniger Weg war. Andererseits hatte ich das Glück, mit Personen zusammenzuarbeiten, die grosses Vertrauen in mich setzten und mir den nötigen Freiraum einräumten, um mein Projekt weiterzuverfolgen – von meinem Professor Walter Guggenbühl an der ETH bis zu Professor Karl Harnoncourt in Graz. Ihm bin ich zu besonderem Dank verpflichtet, denn durch seine Unterstützung und visionäre Denkweise konnten wir ndd gründen.
Was zeichnet Ihr Unternehmen aus?
Wir setzen auf stete Weiterentwicklung anstelle von schnellem Wachstum. Im Mittelpunkt von ndd steht die medizinische Innovation – unsere Technologie schaffte es sogar auf einer Space-Shuttle-Mission ins All!
Viele unserer Mitarbeitenden haben ihren Abschluss wie ich an der ETH gemacht; es ist für den Innovationsstandort Schweiz zentral, dass die Hochschule so vielen Talenten ein optimales Ausbildungsumfeld bietet.
Sie haben sich dazu entschieden, die ETH Zürich Foundation in Ihrem Testament zu berücksichtigen. Was bewegte Sie zu diesem Schritt?
Ich habe auf meinem Weg viel Unterstützung erfahren und empfinde es als meine Verantwortung, etwas zurückzugeben. Von meiner Zeit an der ETH profitiere ich bis heute; sie hat mir meine Karriere ermöglicht und mein ganzes Leben geprägt. Ich möchte dazu beitragen, dass die Hochschule auch zukünftigen Generationen Forschung und Lehre auf Spitzenniveau bieten kann.
Wo finden Sie einen Ausgleich zur fordernden Tätigkeit eines Unternehmers?
Meine Partnerin ist Künstlerin und auch mein Elternhaus war sehr gestalterisch geprägt. Schon als Kind war ich ein passionierter Tüftler und bis heute finde ich Ausgleich in der Kunst. Ich kreiere gerne Neues, bei der Arbeit wie auch in der künstlerischen Tätigkeit. Früher schuf ich gemeinsam mit diversen Künstlern interaktive Klanginstallationen, heute beschäftige ich mich viel mit Fotografie. Die Kunst und die Forschung sind gar nicht so unterschiedlich – in beiden Feldern sind Durchbrüche möglich, wenn der gedankliche Freiraum gegeben ist.