Förderung der Katastrophen-Resilienz

von Isabelle Vloemans
17. November 2025

Lernen aus Blatten: Dank einer Donation der Albert Lück-Stiftung für ein Forschungsprojekt unter der Leitung des Departements Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG) der ETH Zürich sollen aus der Katastrophe die grösstmöglichen Erkenntnisse gewonnen werden.

ETH Zürich Foundation, Förderung der Katastrophen-Resilienz
Der Ort, an dem sich der Birchgletscher löste. Der Aufprall der Stein-Eis-Lawine auf dem Gegenhang ist klar erkennbar.
© VAW Glaciology – ETH Zurich & WSL Sion
Der Ort, an dem sich der Birchgletscher löste. Der Aufprall der Stein-Eis-Lawine auf dem Gegenhang ist klar erkennbar.
© VAW Glaciology – ETH Zurich & WSL Sion

Am 28. Mai 2025 ereignete sich im Lötschental im Kanton Wallis eine der verheerendsten Naturkatastrophen der jüngeren Schweizer Geschichte. Ausgelöst durch einen kaskadenartigen Abbruch am Kleinen Nesthorn wurde der Birchgletscher destabilisiert, und eine gewaltige Eisfelsmischung zerstörte weite Teile des Dorfes Blatten. Das gesamte Dorf sowie die zugehörige Infrastruktur wurden unter bis zu 30 Meter Eis und Fels begraben. Dank der umfassenden Beobachtungsinfrastruktur, die die lokalen Behörden vor und während des Ereignisses installiert hatten, bietet sich jedoch eine einzigartige Chance: die zugrunde liegenden physikalischen Prozesse im Detail zu verstehen, um beim nächsten Mal noch besser vorbereitet zu sein.

Langjährige Donatorin an der Seite

Unterstützt durch wichtige Partner mobilisiert das Departement Bau, Umwelt und Geomatik (D-BAUG) der ETH Zürich seine interdisziplinären Kompetenzen, um diese Chance möglichst umfassend zu nutzen. Ziel ist die Stärkung der Resilienz von Schweizer Berggemeinden angesichts von Naturgefahren sowie die Unterstützung des laufenden Wiederaufbaus in Blatten mit relevanten Erkenntnissen. Die Albert Lück-Stiftung, gegründet durch den 1974 verstorbenen gleichnamigen Bauingenieur, unterstützt dieses Vorhaben mit einer grosszügigen Donation. «Dieses sehr sinnvolle Projekt entspricht unserem Stiftungszweck. Wir freuen uns, dass wir dank unserer schlanken Strukturen dieses zukunftsweisende Vorhaben rasch und unkompliziert ermöglichen konnten», begründet Stiftungsratspräsident Raymond Cron das entschlossene Engagement. 

Die Stiftung fördert das D-BAUG bereits seit vielen Jahren, von Stipendien für herausragende Master-Studierende bis zur Anschubfinanzierung für Professuren.

Geballte Expertise

Das sich über zwei Jahre erstreckende Projekt, das im August 2025 angelaufen ist, umfasst neben einer eingehenden Analyse Aktivitäten, um zentrale Parameter direkt vor Ort zu messen, sowie die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in Vorhersage- und Entscheidungsunterstützungstools für zukünftige Szenarien. Geleitet wird es von Daniel Farinotti, der seit dem Ereignis in intensivem Austausch mit den unterschiedlichen lokalen Akteuren steht. Er ist Glaziologe an der ETH Zürich und forscht zugleich an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Weitere beteiligte ETH-Professuren sind diejenige von Johan Gaume und Alexander Puzrin am D-BAUG sowie Kollegen und Kolleginnen aus weiteren Departementen und Institutionen.

«Die rasche Zusage einer Unterstützung durch die Albert Lück-Stiftung war sehr wertvoll, denn verschiedene Messungen waren zeitkritisch; hätte man sie nicht im Sommer durchgeführt, wären die Informationen für immer verloren gewesen», führt Daniel Farinotti aus. «Diese Forschung soll entscheidend dazu beitragen, dass Wissenschaft und Gesellschaft aus dem Bergsturz von Blatten Lehren für die Zukunft ziehen können.»

ETH Zürich Foundation, Förderung der Katastrophen-Resilienz
Installation von Seismometern des Schweizer Erdbebendiensts in der Nähe des Kleinen Nesthorns.
© VAW Glaciology – ETH Zurich & WSL Sion