Eine Schule fürs Leben

Eine Schule fürs Leben
Die Zeit an der ETH Zürich war für den finnischen Unternehmer Jukka Helkama mit grossen Mühen verbunden – und der Beweis, dass er jede Herausforderung im Leben würde meistern können.
Sie nahmen 1965 Ihr Studium als Maschinenbauingenieur an der ETH Zürich auf. Wie erlebten Sie die Zeit in Zürich?
JUKKA HELKAMA – Es war die strengste Zeit meines Lebens (lacht). Ein Studium an der ETH war der Traum meines Vaters. Er war ein begabter Ingenieur und hatte bereits den Studienplatz in Zürich. Doch dann brach in Finnland der Zweite Weltkrieg aus, und er studierte schliesslich in Schweden. So erfüllte ich seinen Traum und schrieb mich an der ETH ein. Ich hatte keine besondere mathematische Begabung und arbeitete die ersten zwei Jahre sehr hart.
Was haben Sie von Ihren Studienjahren mitgenommen?
Es sind nicht Lösungswege für Differentialgleichungen oder Integralrechnungen. Sondern das Wissen, dass ich fast jede Hürde überwinden kann. Dies hat mir im Berufsleben stets geholfen: «Du hast die ETH geschafft, also schaffst du auch das», sagte ich mir oft. Und ich habe meine Frau an der ETH kennengelernt. Sie studierte Architektur. Glücklicherweise trafen wir uns erst, als ich bereits im siebten Semester war und die strengste Zeit hinter mir lag.
Wo führte Ihr beruflicher Weg hin?
Nach dem Studium schloss ich die Offiziersausbildung ab und trat in unser Familienunternehmen Helkama ein, das mein Grossvater 1905 in Tampere gegründet hatte. Es war ursprünglich eine Handelsfirma für Fahrräder und Nähmaschinen. Finnland war arm, und der grösste Teil der Bevölkerung lebte auf dem Land. Doch in Tampere gab es einige Fabriken, weshalb die Menschen dort etwas Geld hatten. Eine Nähmaschine ermöglichte ihnen, eigene Kleider zu nähen, ein Fahrrad erlaubte es, den Weg zur Arbeit schneller zurückzulegen.

© ETH Foundation / Daniel Winkler
«Die ETH war ein Grundstein meines Lebens.»
Wo stand das Unternehmen, als Sie 1972 Ihre Arbeit dort aufnahmen?
Nach dem Tod meines Grossvaters übernahmen mein Vater und seine Brüder die Firma, deren Hauptsitz inzwischen in Helsinki lag. Das war nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch Lizenzgebühren beim Import wurde der Handel schwieriger, also baute Helkama eine eigene Produktion auf. Es entstanden eine Fahrradfabrik und eine Radiofabrik, die später auch Fernseher produzierte. Die Brüder waren sehr innovativ und expandierten erheblich, es kamen Autoimport, Motorradherstellung und Kabeltechnik hinzu. Mein Zuständigkeitsbereich waren das Fahrrad- und das Kabelgeschäft.
War Ihnen die ETH-Ausbildung dabei von Nutzen?
In erster Linie war ich Geschäftsmann und Fabrikdirektor. Ich absolvierte 1981 in Stanford als Sloan Fellow die Ausbildung in Business Management. Diese Ausbildung war für meine alltägliche Tätigkeit sehr bedeutungsvoll. Die Zeit an der ETH erwies sich ebenfalls als sehr nützlich. Ich konnte mit unseren Ingenieuren auf Augenhöhe diskutieren. Zudem machte es mir nie Mühe, unter grossem Druck zu arbeiten und langfristige Projekte präzise und zeitgerecht umzusetzen. Dies sind Fähigkeiten, die mich die ETH lehrte.
2005 haben Sie die Geschäftsführung an Ihre Tochter abgegeben, die Helkama mittlerweile in der vierten Generation führt. Womit beschäftigen Sie sich heute?
Ich sehe mich zu gleichen Teilen als Geschäftsmann, Ingenieur und Humanist. Nach meiner beruflichen Karriere interessiere ich mich vor allem dafür, wie wir die Welt ein bisschen besser machen können. Helkama verkaufte dieses Jahr den Geschäftszweig Kabel; er hatte eine kritische Grösse erreicht und Investitionen für weiteres Wachstum wären für uns vermutlich zu gross gewesen. Die Mittel aus diesem Verkauf investieren wir nun zum Teil in die Firma Adwatec, die inzwischen ebenfalls zur Helkama-Gruppe gehört. Sie stellt Kühlsystemgeräte für Hochleistungselektrotechnik her, womit die Zuverlässigkeit und Effektivität von Stromnetzwerken und Elektromotoren in Schiffen oder Windturbinen stark verbessert werden. Vor einiger Zeit habe ich zudem ein altes Flusskraftwerk gekauft, renoviert und automatisiert, inklusive Umleitungsbach mit Laichstellen für Lachsfische. Dazu verbringe ich Zeit mit meinen acht Enkelkindern, in meinem Ruderboot oder in der Masterklasse an Leichtathletik-Wettkämpfen. Meine Disziplinen sind Dreisprung, Hürden und Sprint.
Seit 15 Jahren unterstützen Sie Talente an der ETH. Was motiviert Sie dazu?
Die ETH war ein Grundstein meines Lebens. Ich bin sehr dankbar für alles, was ich hier gelernt habe, und freue mich, wenn ich den jungen Studierenden etwas zurückgeben kann. Es ist interessant zu sehen, wie angewandt die Lehre heute ist und wie viel breiter das Curriculum. Eine schöne Entwicklung, die ich mit Freude unterstütze.