«Mich überrascht, dass es das nicht längst gibt!»

21. September 2022

Bereits seit mehreren Jahren fördert die Dätwyler Stiftung aus Altdorf Projekte an der ETH Zürich, zuletzt auch junge Forschende. Geschäftsführerin Susanne Döhnert erklärt, weshalb dereinst der gesamte Alpenbogen davon profitieren könnte.

ETH Zürich Foundation, «Mich überrascht, dass es das nicht längst gibt!»
Die Pioneer Fellows Dominic Jud und Burak Çizmeci wollen ferngesteuerte und teilautonome Baumaschinen auf den Markt bringen. Erste Testversuche (im Bild in Sisikon) verliefen vielversprechend.
© ETH Foundation / zVg
Die Pioneer Fellows Dominic Jud und Burak Çizmeci wollen ferngesteuerte und teilautonome Baumaschinen auf den Markt bringen. Erste Testversuche (im Bild in Sisikon) verliefen vielversprechend.
© ETH Foundation / zVg

Weshalb fördert die Dätwyler Stiftung Forschung und Lehre an der ETH Zürich?

Die ETH ist zum einen eine renommierte nationale Institution, die für die Forschung und Lehre in der Schweiz zentral ist. Sie erforscht und bearbeitet Themen, die grosse Relevanz auch für den Kanton Uri haben. Zum anderen haben unsere beiden Stifter, die Brüder Peter und Max Dätwyler, an der ETH studiert. Zu guter Letzt gibt es aufseiten der Dätwyler Holding AG, welche früher der Stifterfamilie Dätwyler gehörte, immer wieder Bedarf an hoch qualifizierten Fachkräften. Wir möchten deshalb, dass der Name Dätwyler an der ETH präsent ist, auch wenn wir seit der Gründung vom Unternehmen unabhängig sind.

Nach der ETH Week 2019 unterstützt die Stiftung nun das Pioneer Fellowship von Dominic Jud und Burak Çizmeci. Was hat Sie am Projekt der beiden Jungunternehmer überzeugt?

Es ist klar, dass ein enormer Bedarf an ferngesteuerten Baggern und anderen Baumaschinen besteht. Davon muss man uns im Kanton Uri nicht überzeugen: Es gibt Felssturzgebiete und exponierte Alpstrassen oder unzugängliche Wege im Bergwald, die es zu unterhalten gilt. Könnten gefährliche Arbeiten in schwer zugänglichem Gelände, z. B. nach Naturkatastrophen, aus sicherer Entfernung ausgeführt werden, wäre dies von unschätzbarem Wert. Ferngesteuerte und teilautonome Baumaschinen würden nicht nur uns Urnerinnen und Urnern, sondern allen Bergkantonen enorm dienen, und mit dem Klimawandel wird die Dringlichkeit solcher Lösungen noch steigen. Mich überrascht, dass es das nicht längst gibt in unserer digitalen Welt!

Doch offenbar hat es die beiden ETH Pioneers gebraucht, um diese Herausforderung mit Augmented Reality und ihrer ausgeklügelten Technologie aus dem Robotic Systems Lab anzugehen. Bei einer Stiftung ist es wichtig, dass nicht nur das Projekt, sondern auch die dazugehörenden Personen zum Stiftungszweck passen. Das Unternehmerische ist bei Dätwyler aufgrund der Geschichte unserer Stiftung präsent. Insofern passen Dominic Jud und Burak Çizmeci perfekt zu uns.

Wie erlebt die Stiftung den Austausch mit den Geförderten?

Es eröffnet einen ganz anderen Bezug zu einem Projekt, wenn man die Persönlichkeiten dahinter kennenlernt. Der Austausch mit den beiden jungen Forschern ist äusserst spannend und erfrischend. Sie sind voll in der Materie drin und wissen genau, wovon sie sprechen. Dass der Proof of Concept in Sisikon und somit auf Urner Boden stattfinden konnte, kam uns natürlich ebenfalls entgegen. Nach dem Felssturz an der Axenstrasse bot sich hier im vergangenen Jahr die Möglichkeit, Forschung mit echten Aufräumarbeiten zu verbinden.

Gibt es weitere Themen mit Bedeutung für den Kanton Uri, die Sie sich in Zukunft vorstellen könnten, an der ETH zu fördern?

Grundsätzlich ist Forschung rund um Naturereignisse und Naturgefahren, alles was mit Bergen, Tunnel und Felsen zu tun hat, für uns relevant und förderwürdig. Zudem soll das Thema auf andere Kantone und Länder skalierbar sein, im Optimalfall auf den ganzen Alpenbogen. Dazu wollen wir mit der ETH im Gespräch bleiben.

ETH Zürich Foundation, «Mich überrascht, dass es das nicht längst gibt!»

«Mit dem Klimawandel wird die Dringlichkeit von Lösungen, wie sie ferngesteuerte Baumaschinen bieten, noch steigen.»

Susanne Döhnert
Geschäftsführerin Dätwyler Stiftung