In memoriam Emil Halter
Wie ein roter Faden zog sich das Engagement für die Lehre und das Lernen durch Emil Halters Leben. Dank seiner Zuwendung an die ETH Foundation konnte die ETH neue Lernformate schnell angehen. In hohem Alter ist der ETH-Alumnus und grosszügige Gönner von uns gegangen.
1925 geboren, besuchte Emil Halter während des Zweiten Weltkriegs die Kantonsschule Frauenfeld. Nach Abschluss des Gymnasiums und der Rekrutenschule begann er 1946 ein Studium in Elektrotechnik an der ETH Zürich, in welcher Zeit er sich für Lehrentwicklung zu interessieren begann. Seine Diplomarbeit schrieb er zu Problemen der Hochspannungstechnik. Damit war der Weg für einen Einstieg ins Relaisversuchslabor von Brown Boveri geebnet. Drei Jahre lang war er zuständig für die Kontrolle der Betriebssicherheit bei der Inbetriebnahme von Kraftwerken. 1954 wechselte er an die Universität Zürich und erlangte das Sekundarlehrerpatent.
Beruflich und privat sehr engagiert
1957 stieg er in die «SIA Schweizerische Schmirgel- und Schleifindustrie AG» in Frauenfeld ein, die von seinem Grossvater zusammen mit zwei Kollegen 1914 gegründet worden war. Verbesserungspotential machte er auf dem Gebiet aus, das heute als Wissensmanagement bezeichnet wird. Emil Halter führte – gegen einigen Widerstand – eine Dokumentation in der Firma ein. So entwickelte er eine audiovisuelle Tonbildschau zur «Einführung in die Technik flexibler Schleifmittel». Unter seiner Leitung entwickelte sich die SIA erfreulich. Als technischer Direktor automatisierte er die vormals mechanischen Prozesse zunehmend. Die SIA wuchs von einem kleinen mittelständischen Unternehmen zu einem «Global player» mit über 1300 Mitarbeitenden im Jahr 2007. Während seinen über 30 Jahren als technischer Direktor ging Emil Halter einer Reihe von ehrenamtlichen Engagements im Bildungsbereich nach und vertiefte sein Know-how auf diesem Gebiet kontinuierlich. 20 Jahre amtete er als Präsident der Aufsichtskommission der Berufsschule Frauenfeld.
Nach seiner Pensionierung als technischer Direktor im Jahr 1990 verblieb Emil Halter weitere neun Jahre im Verwaltungsrat der SIA, um das Unternehmen neu zu orientieren und an die Börse zu bringen. Nach einem erfolgreichen Turnaround wurde die Firma 2008 von der Robert Bosch GmbH gekauft, worauf das deutsche Unternehmen 50 Millionen Franken in eine neue Produktionsanlage in Frauenfeld investierte. Anlässlich seines 75. Geburtstags gründete Emil Halter zusammen mit Freunden die «Stiftung für Jugendförderung im Thurgau».
Neugierig auf die Zukunft bis zuletzt
Das Interesse an der Lehr- und Lernförderung verlor er auch als über 90-Jähriger nicht: Über die ETH Foundation unterstützte Emil Halter die Entwicklung von digitalen, videobasierten Lehrmitteln, sogenannten TORQUEs («tiny, open-with-restrictions courses focused on quality and effectivness»), einer ETH-Variante der inzwischen weit verbreiteten Massive Open Online Courses. «Die Abteilung Lehrentwicklung und Lehrtechnologie der ETH Zürich leistet damit einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg der Hochschule, den ich gerne unterstütze», so der grosszügige Donator anlässlich seiner Förderung. Mit seiner Schenkung gab er der ETH den Freiraum, dieses wichtige Thema schnell und pragmatisch anzugehen. Für seine Passion für Innovationen in der Lehre und seine tiefe Verbundenheit mit der ETH Zürich danken wir Emil Halter von Herzen.