Auf der Suche nach der grössten Wirkung

18. September 2021

Die Exzellenz-Stipendiatin Josien de Koning arbeitet an einer besseren Energieeffizienz von Gebäuden. Ideenreiche Talente wie sie mit grossen Zielen sind entscheidend, damit der Bausektor seinen Beitrag für das Klima leisten kann.

ETH Zürich Foundation, Auf der Suche nach der grössten Wirkung
© Das Bild – Judith Stadler und André Uster
© Das Bild – Judith Stadler und André Uster

«Den Status quo herausfordern und zukunftsfähige Lösungen entwickeln» – auf diese griffige Formel bringt Josien de Koning die Materie, mit der sie sich im  «Master Integrated Building Systems» tagtäglich beschäftigt. Nachhaltigkeitsfragen treiben die 23-Jährige seit vielen Jahren um. Verbunden mit ihrer hohen Technikaffinität  hat dies dazu geführt, dass sie sich statt mit traditionelleren Fragestellungen der Architektur lieber damit auseinandersetzt, wie nachhaltige Energietechnologien am besten in Gebäude und Stadtteile integriert werden können. 

Beispiel Photovoltaik: «Solarzellen haben einen schlechten Ruf, weil es viele Beispiele gibt, bei denen diese im Nachhinein,  quasi als Fremdkörper, an Fassaden angebracht wurden. Die Ergebnisse vermögen  in ästhetischer Hinsicht nicht zu überzeugen. Dies muss aber nicht so sein. Man kann  heute mit vielen verschiedenen Farben und Texturen arbeiten, die Palette ist breit.» Sie zitiert einen ihrer Dozenten: «Jede Südfassade, die keine Solarpanels aufweist,  ist eine verschwendete Fassade.» Wichtig sei, dass diese Technologie im architektonischen Entwurf von Anfang an mitgedacht und so zum integralen Bestandteil werde. «Das Potenzial ist riesig», bilanziert das junge Talent die Möglichkeiten in ihrem Fachgebiet und ergänzt: «Architektinnen müssen stärker mit Klimaingenieuren zusammenarbeiten.» 

Nachhaltigkeit als roter Faden

An der Technischen Universität Eindhoven, an der Josien de Koning ihren Bachelor gemacht hat, war sie als «Sustainable Change Agent» tätig. Auf ihre Initiative hin verzichteten zunächst Studierendenpartys und danach viele weitere Events auf dem Campus auf Einwegbecher. Um Lebensräume für Bienen und Schmetterlinge zu schaffen, wurden als Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt auf Grasflächen Wildblumen gesät. Vor Studienbeginn an der ETH Zürich hat die Exzellenz-Stipendiatin bei «Sustainer Homes» im niederländischen Utrecht Arbeitserfahrung gesammelt. Das Architekturbüro bietet ein nachhaltiges Gebäudesystem aus Holzmodulen an. «Ich war sehr dankbar, das Stipendium an der ETH zu erhalten. Es ist für mich eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.» Momentan lernt die Studentin mit grosser Freude Deutsch, «bald ziehe ich in eine deutschsprachige WG».

Ideen über Ideen

In Zukunft könnte es Josien de Koning noch weiter weg von ihrer Heimat ziehen: «Am meisten gebaut wird momentan in Afrika und Asien, die Städte dort wachsen rasant. Das heisst auch, dass man in diesen Ländern viel mehr bewegen kann als in Europa.» Erste Schritte in diese Richtung hat die Architektin 2017 in einem Projekt rund um Bauten aus Wellerlehm (englisch «cob») in Kenia gemacht. In Europa findet sie vor allem das Nachrüsten und Renovieren von Gebäuden mit Blick auf die Klimaziele spannend. Auch die Schnittstelle von Digitalisierung und Bauen sowie das Thema Speichertechnologien hat sie auf dem Radar. «Ich bin manchmal fast ein wenig überwältigt davon, was es alles zu tun gibt. Aber ich bin ambitioniert, habe viele Ideen und tausche mich gerne mit anderen aus.» 

Am Schluss geht es für sie um den Menschen. Wenn eine Wohnung intelligent entworfen und entlang der Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner gestaltet sei, könne das beispielsweise reduzierten Platz wettmachen. Josien de Koning ist überzeugt: «Man kann Menschen auch mit weniger glücklich machen.»

ETH Zürich Foundation, Auf der Suche nach der grössten Wirkung
Die Master-Studentin mit einem Prototyp einer selbst entwickelten Fassade mit integrierter Photovoltaiktechnologie.
© Das Bild – Judith Stadler und André Uster


Förderung von herausragendem Nachwuchs

Mit den ETH-Exzellenz-Stipendien werden jährlich die Talente mit einem Stipendium gefördert, die in ihrem Fach zu den besten zwei bis drei Prozent ihres Jahrgangs gehören. Dadurch können sie sich voll und ganz auf ihr Master-Studium konzentrieren und erhalten den nötigen Freiraum für exzellente Forschung. Gönnerinnen und Gönner sowie Partner machen das Programm möglich.