Wenn Klinik und Forschung Hand in Hand agieren
Wenn Klinik und Forschung Hand in Hand agieren
Die MedLab Fellowships ermöglichen herausragenden jungen Ärztinnen und Ärzten einen Forschungsaufenthalt in einem ETH-Labor – eine Erfolgsgeschichte.
Ein fittes, zukunftsweisendes Gesundheitssystem ist auf die enge Zusammenarbeit zwischen Medizin, Ingenieur- und Naturwissenschaften angewiesen. Denn gelingt diese Kooperation, werden neue Technologien für Diagnose, Therapie und Prävention rasch und effizient angewendet. Gerade im letzten Jahrzehnt waren in den Lifesciences, der Informatik sowie in den Materialwissenschaften Fortschritte mit dem Potenzial zu verzeichnen, die Medizin in Zukunft entscheidend zu prägen.
Die ETH Zürich ist prädestiniert dazu, hier einen wesentlichen Beitrag zu leisten, da sie in den genannten Feldern exzellente Forschung betreibt. Dazu gehören die Erforschung und Anwendung der Multi-Omics-Methoden, also die molekularbiologische Analyse von Vorgängen auf Zell- oder Molekülebene, hoch aufgelöste bildgebende Verfahren, mit welchen kleinste Strukturen wie Proteine im Körper erkannt werden können, künstliche Intelligenz und Datenwissenschaften sowie Biomedizintechnik und die Entwicklung neuer, biokompatibler Materialien und Technologien.
© ETH Zürich / Markus Bertschi
«Die ETH hat Gesundheit und Medizin als einen strategischen Schwerpunkt definiert. Das bedingt die enge Zusammenarbeit mit der Klinik. Projekte wie die MedLab Fellowships sind hierfür wegweisend.»
ETH-Vizepräsident für Forschung, Stiftungsrat ETH Foundation
Etwa ein Drittel der Professorinnen und Professoren an der ETH ist denn auch direkt oder indirekt in die medizinische Forschung eingebunden. Doch viele der Aktivitäten werden von einzelnen Forschenden geleitet, die oft weder Zugang zu Patientinnen und Patienten noch zu Patientendaten und Infrastruktur haben, mit der sich präklinische Erkenntnisse in die klinische Praxis einbringen lassen.
Umgekehrt fehlen den Akteuren der Versorgung oftmals Forschungsinfrastrukturen und Kenntnisse zur Interpretation von Patientendaten. Eine engere Zusammenarbeit von Forschenden mit Spitälern und neue gemeinsame Plattformen für die klinische Forschung sind notwendig, um die Translation neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in medizinisch relevante Anwendungen zu verbessern und unsere Gesundheitsversorgung weiterzuentwickeln.
Talente an der Schnittstelle
Hier setzen die MedLab Fellowships der ETH an: Sie tragen zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit von Forschung und Klinik bei, indem sie die Weiterbildung des medizinischen Nachwuchses im Bereich der Forschung unterstützen. Dabei forschen Assistenzärztinnen und -ärzte ein bis drei Jahre in einem dafür geeigneten ETH-Labor an einer klinisch relevanten Fragestellung.
Junge Ärztinnen und Ärzte profitieren so von den Erfahrungen und dem Know-how der Forschenden an der ETH. Sie erlernen die Herangehensweisen der Grundlagenforschung, wenden die dazugehörige Forschungsmethodik an und erwerben die notwendigen Statistikkenntnisse für die Bearbeitung einer klinischen Forschungsfrage. ETH-Forschende lernen im Gegenzug drängende klinische Fragestellungen kennen und können anwendungsorientierte Entwicklung betreiben. Dabei zeigt die Erfahrung: Eine einmal etablierte Zusammenarbeit zwischen klinischem Partner und ETH-Forschenden dauert meist über die Zeit des Fellowships hinaus an.
Weitere Partner gesucht
Das von Jörg Goldhahn, Professor am Institut für Translationale Medizin der ETH, geführte Programm ist eine Erfolgsgeschichte: Von 2019 bis 2024 konnten neun MedLab Fellows gefördert werden. Ihre Forschungsarbeiten widmen sich einem breiten Spektrum, von der Erforschung von Krebs, Übergewicht und der Ernährungsbiologie zur Herzbildgebung und dem körpereigenen Wärmehaushalt bis zu Wirbelsäulenerkrankungen und Reproduktionsmedizin. Dabei wurden Kooperationen mit vier Kliniken intensiviert: den Universitätsspitälern Zürich, Basel und Balgrist sowie dem Inselspital in Bern. Insgesamt veröffentlichten die bisherigen MedLab Fellows vierzehn Publikationen, vier weitere sind in Vorbereitung oder wurden eingereicht. Aus einer Forschungsarbeit resultierte ein spezielles MRI-Verfahren, welches Herzinfarkte besser vorhersagen kann.
Die MedLab Fellowships werden bereits von verschiedenen Stiftungen gefördert, darunter die Geistlich-Stucki-Stiftung für medizinische Forschung. Die ETH Zürich ist für die Fortführung und Intensivierung des Programms auf weitere Förderpartner sowie Gönnerinnen und Gönner angewiesen. Wir freuen uns auf den Dialog mit allen, die diese wegweisende Zusammenarbeit zwischen Klinik und Forschung auf das nächste Level heben möchten.