Volle Power für erneuerbare Energie

9. Dezember 2022

Exzellenz-Stipendiatin Nabila Salsabila will den Übergang zu erneuerbarer Energie aktiv mitgestalten. Ihr Fokus liegt dabei auf den Herausforderungen ihrer Heimat Indonesien.

ETH Zürich Foundation, Volle Power für erneuerbare Energie
«Ich will wichtige Entscheide zur Energiewende mitbeeinflussen und zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen.»
© ETH Foundation / Daniel Winkler
«Ich will wichtige Entscheide zur Energiewende mitbeeinflussen und zum Kampf gegen den Klimawandel beitragen.»
© ETH Foundation / Daniel Winkler

Nabila Salsabila muss kurz nachdenken bei der Frage, wer ihre Vorbilder seien. «Ich bewundere Personen in politischen Führungspositionen, die ihrem Land den Weg zum Netto-Null-Ziel weisen, sowie Umweltaktivistinnen. Wie Tiza Mafira, deren Initiative die Zahl von Einwegplastiktüten in Indonesien drastisch reduzierte. Inspiriert von verschiedenen Menschen will ich meinen eigenen Weg finden.» Ihr Ziel hat die junge Frau aus Indonesien dabei klar vor Augen: eine einflussreiche Stellung, in der sie wirksame Massnahmen in der Umweltpolitik ihres Heimatlandes implementieren kann. Das Rüstzeug dafür holt sich Nabila Salsabila an der ETH Zürich im Master Umweltwissenschaften mit Vertiefung Umweltsysteme und Politikanalyse, unterstützt von einem Exzellenz-Stipendium.

Systemwechsel anschieben

Im Bachelor in Bioprocess Engineering an der Universitas Indonesia tauchte Nabila Salsabila erstmals tiefer in Energie-, Klima und Nachhaltigkeitsthemen ein. Sie modellierte für ihre Abschlussarbeit ein erneuerbares Energiesystem am Beispiel eines unterentwickelten indonesischen Dorfs, komplett mit hybrider Stromerzeugung und Biogasanlage. Die Analyse umfasste technisch-wirtschaftliche, finanzielle, politische und ökologische Perspektiven.

Um diesen ganzheitlichen Ansatz weiterentwickeln zu können, entschied sie sich für das Master-Studium an der ETH. Begeistert ist sie nicht nur von den Studieninhalten und der Infrastruktur, sondern auch von den Spin-offs im Bereich Klimaschutz, die aus der Hochschule hervorgegangen sind. «Synhelion oder Climeworks spielen eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel. Und die Zürcher Firma South Pole steht ganz oben auf der Liste von Unternehmen, bei denen ich mich nach meinem Abschluss bewerben möchte», führt Nabila Salsabila aus. «Ich bin dankbar, dass ich mit dem Exzellenz-Stipendium in diesem inspirierenden Umfeld studieren darf.»

Ihr Blick auf die anstehende Energiewende ist geprägt von ihrer Herkunft. «In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen sind die Herausforderungen beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und der Umstellung auf erneuerbare Energie noch grösser.

Viele Menschen haben keinen Zugang zu einer zuverlässigen Stromversorgung, und durch die grossen sozialen Ungleichheiten rückt die Frage nach sauberer Energie in den Hintergrund», erklärt Nabila Salsabila. Aus ihrer Sicht ist ein systemischer Wandel nötig, geprägt von politischen Massnahmen. «Solaranlagen, Wasser- und Windkraftwerke kosten in der Anschaffung viel, sind jedoch kostengünstig im Betrieb. Staatliche Subventionen können erneuerbare Energien gegenüber fossilen Brennstoffen attraktiver machen.» Auch die Industrie könne so stärker in die Pflicht genommen werden. Weitere Voraussetzungen für eine Energiewende sieht die Studentin beim Abbau von bürokratischen Hürden sowie dem Ausbau des Versorgungsnetzes, damit Energie aus erneuerbaren Quellen verwertet werden kann. Ein Grossteil dieser Punkte gelten aus Nabila Salsabilas Sicht auch in der Schweiz und Europa. Der Weg zu einer erfolgreichen Energiewende sei jedoch nicht mehr ganz so weit wie in ihrer Heimat.

Ein regelrechter Energienerd

Dass sich ihre Generation durch ein hohes Umweltbewusstsein auszeichnet und zu Lösungen beitragen will, steht für Nabila Salsabila ausser Frage. Dies ergaben auch die Ergebnisse ihrer Gespräche und Umfragen mit über 5000 jungen Menschen, die sie als Südostasien-Koordinatorin von Student Energy durchführte. Die globale Jugendorganisation unterstützt die nächste Generation dabei, den Übergang zu einer nachhaltigen und gerechten Energiezukunft zu beschleunigen. Die erfragten Wünsche und Forderungen ihrer Generation präsentierte Nabila Salsabila 2021 an der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow.

Die junge Frau geht ihren Weg mit grosser Entschlossenheit, denn für sie ist klar, dass die Entscheide dieser Dekade ausschlaggebend sind für alles, was kommt. Den Überblick behält sie mit täglichen To-do-Listen und einer Social-Media-Timeline gefüllt mit Fachartikeln und News zu Energie- und Klimathemen. Daneben erweitert sie ihren indonesischen und englischen Sprachschatz mit Deutsch und Französisch. «Mein Freund behauptet, mein grösstes Hobby sei, mir neues Wissen anzueignen», lacht die Studentin. Und schiebt nach: «Womit er wahrscheinlich richtig liegt.»