Mit der ETH eine ganze Welt entdeckt

© ETH Foundation / Valeriano Di Domenico
Mit der ETH eine ganze Welt entdeckt
Samuel Zumthurm blickt dankbar auf seine Studienzeit zurück, während der er ein Sozialstipendium erhielt. Entwickelt hat sich in dieser Zeit nicht nur er selbst, sondern auch sein wissenschaftliches Interesse.
«Aufgewachsen bin ich in Grengiols, einem kleinen Dorf im Wallis. Mein Vater arbeitete damals wie heute in einem Altersheim in der Pflege und meine Mutter war Hausfrau und für uns drei Geschwister da. Ich ging immer gerne zur Schule, das Lernen fiel mir leicht. Ab dem Gymi konnten mich meine Eltern bei Schulischem nicht mehr unterstützen; ich erlangte also schon früh die Gewissheit, dass ich in der Lage bin, selbst voranzukommen. Bis heute in Erinnerung geblieben ist mir mein Englischlehrer, der meinte: ‹Du bist clever und wirst es einmal zu etwas bringen.› Das hat mir Selbstvertrauen geschenkt.
Lange wollte ich Tierarzt werden. Schliesslich entschied ich mich für das Studium der Agrarwissenschaften, weil ich realisierte, dass auch dieses Studium Themen wie Tierhaltung und Tierzucht beinhaltet. Es hat mich gereizt, herauszufinden, ob ich ein ETH-Studium bewältigen kann. Als ich nach Zürich zog, hat sich mir an der ETH eine ganze Welt aufgetan. Ich habe so viele spannende Personen mit unkonventionellen Ansichten und Ideen kennengelernt, das war äusserst motivierend.

Mit Vollgas durchs Studium
Gewohnt habe ich in einer WG. Anfänglich hatten wir vereinbart, dass reihum immer jemand für alle den Wocheneinkauf erledigt. Bald musste ich mit meinen Mitbewohnerinnen das Gespräch suchen; die frischen Lebensmittel oder gar Biolebensmittel, die sie einkauften, konnte ich mir schlichtweg nicht leisten. Der Bescheid, dass ich ein ETH-Sozialstipendium erhalten würde, hat für mich und für meine ganze Familie eine enorme Erleichterung bedeutet. Ohne Stipendium hätte ein grosser Druck auf allen gelastet, extrem sparsam zu leben.
Ich habe zusätzlich gejobbt, aber dank des Stipendiums konnte ich mich in den Lernphasen auch wirklich aufs Lernen konzentrieren und das Studium mit Vollgas durchziehen. Ich erinnere mich, dass der Kaffee in der Tannenbar der ETH ausgezeichnet schmeckte, jedoch minim teurer als an der restlichen ETH war. Um zu sparen, habe ich mich meist für den günstigeren Kaffee entschieden. Ab dem positiven Stipendienentscheid habe ich mir gesagt: ‹Ab heute kannst du dir den guten Kaffee gönnen.›
Perfekte Stelle gefunden
Während des Studiums verschob sich mein Interesse von der Tierproduktion hin zur Gestaltung nachhaltiger Ernährungssysteme. Ich begann, mich mit Agrarpolitik und Konsumentenverhalten zu beschäftigen – und damit, wie die menschliche Ernährung mit dem Klimawandel und dem Tierwohl zusammenhängt. Als ich die Doktorandenstelle zum Thema ‹Reduktion Fleischkonsum› bei Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, ausgeschrieben sah, wusste ich gleich, dass sie perfekt passt.
Hauptaufgabe meiner Dissertation ist es, Massnahmen zu testen, die die Leute motivieren könnten, weniger Fleisch zu essen. Schweizerinnen und Schweizer essen nämlich zwei- bis dreimal mehr Fleisch, als aus wissenschaftlicher Sicht empfohlen wird. Dies hat unter anderem negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit, beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ich untersuche empirisch verschiedene Ansätze, eine ausgewogenere Ernährung zu fördern, unter anderem in Mensen.
Was nach dem Doktorat kommt, weiss ich noch nicht. Meine Erfahrungen an der ETH haben mir die Zuversicht gegeben, dass mein Leben für mich viele spannende Chancen bereithält, welche es zum passenden Zeitpunkt zu packen gilt.»