Vom Knobeln zur Kryptografie

Vom Knobeln zur Kryptografie
Schon als Kind knackte Georgette Weingärtner am liebsten komplexe Rätsel. An der ETH widmet sich die Exzellenz-Stipendiatin der Kryptographie. Ihr Ziel ist, zu einem sichereren Cyberspace beizutragen.
«Knobelaufgaben haben mich schon immer fasziniert», erzählt Georgette Weingärtner über die Anfänge ihrer Begeisterung für Kryptografie. «Mein Grossvater erfand spannende Rätsel für mich, deren Lösung mir beispielsweise das Öffnen meines Geburtstagsgeschenks ermöglichte.» Die Augen der Studentin glänzen, wenn sie davon erzählt. «Ich liebe es, durch kreatives und logisches Denken eine komplexe Aufgabe zu lösen; deshalb finde ich Computerwissenschaften und Kryptografie so spannend.»
Tiefer Einblick in die Materie
Dass die Informatikstudentin ihren gewählten Weg einschlagen würde, war nicht selbstverständlich. Georgette Weingärtner stammt zwar aus einer Informatikerfamilie – ihre Eltern arbeiten in der Branche und ihr Bruder studiert ebenfalls an der ETH –, ihre Interessen sind jedoch breit. Auch Tierärztin und Architektin standen auf der Liste ihrer Berufswünsche. Die leidenschaftliche Reiterin entschied sich schliesslich für die ETH. «Mein Mathelehrer spielte eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Er vermittelte mir die Mathematik mit grosser Begeisterung und machte mich auf die spannenden Optionen an der ETH aufmerksam.»
«Ich möchte dazu beitragen, dass mehr Mädchen den Weg in die Informatik finden, und das Bild vom nerdigen Informatiker, der den ganzen Tag vor dem Computer sitzt und programmiert, aus den Köpfen vertreiben.»
Aktuell arbeitet Georgette Weingärtner an einem Forschungsprojekt von Professor Ueli Maurer mit, der die Forschungsgruppe für Informationssicherheit und Kryptografie am Institut für Theoretische Informatik leitet. Das Projekt beschäftigt sich mit kryptografischen Verfahren, beispielsweise damit, wie mehrere Parteien gemeinsame Berechnungen durchführen können, ohne ihre Eingabedaten preiszugeben.
Möglich macht dies ein durch Gönnerinnen und Gönner finanziertes Exzellenz-Stipendium. «Im Bachelor-Studium verdiente ich als Lehrassistentin etwas dazu. Dank der Unterstützung durch das Stipendium kann ich mich nun neben dem Master in die Forschung vertiefen und herausfinden, welchen Weg ich einschlagen möchte», erklärt Georgette Weingärtner. Dass sie sich für das Exzellenz-Stipendium bewarb, hat sie einem ehemaligen Stipendiaten zu verdanken. «Ich sah auf den Social-Media-Kanälen der ETH ein Video über David Oort Alonso und kontaktierte ihn. Wir unterhielten uns lange und er ermutigte mich, meine Bewerbung einzureichen.»
Die Begeisterung weitertragen
Georgette Weingärtner ist inzwischen selbst Teil der Videoreihe, die ETH-Studierende porträtiert. «Mir hat der Kontakt zu David Oort Alonso sehr geholfen. Wenn ich durch mein eigenes Beispiel anderen jungen Menschen Orientierung bieten kann, finde ich das super», erklärt die Studentin ihr Engagement.
Wissen zu ihrem Fach weiterzugeben, ist ihr ein grosses Anliegen, vor allem an Schülerinnen. «In den Vorlesungen, die ich besuche, sitzen immer noch deutlich mehr Männer als Frauen. Ich möchte dazu beitragen, dass mehr Mädchen den Weg in die Informatik finden, und das Bild vom nerdigen Informatiker, der den ganzen Tag vor dem Computer sitzt und programmiert, aus den Köpfen vertreiben.» Dafür spricht sie auch vor Schulklassen über ihre Leidenschaft für Informatik und Kryptografie.
Dass Kryptografie für die Zukunft unserer digitalisierten Gesellschaft ein hoch relevantes Feld ist, steht für Georgette Weingärtner ausser Frage. «Cybersicherheit ist eine der grössten Herausforderungen überhaupt. Dabei geht es nicht nur um verschlüsselte Banküberweisungen. Das Internet der Dinge bedeutet, dass sogar Backöfen oder Babyphones ‹smart› und vernetzt sind – und somit anfällig für Cyberangriffe.»
In Zukunft möchte die Studentin dazu beitragen, die virtuelle Welt sicherer zu machen, sei es in der Forschung oder in einem Unternehmen. «Kryptografie ist ein Bereich, in dem es viel Potenzial für neue Lösungen gibt. Ich will meine Expertise dazu einsetzen, diese Lösungen verantwortungsvoll mitzugestalten.»