Von der Wissenschaft und ihrer Wirkung
© ETH Foundation / Daniel Winkler
Von der Wissenschaft und ihrer Wirkung
Der Exzellenz-Stipendiat Luca Schaufelberger gehört zu einer neuen Generation Forschender, die sich stark für die gesellschaftliche Einbettung ihres Tuns interessiert und engagiert.
«Als junge Forschende haben wir eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft. Das Wissen, das wir generieren, schwebt nicht im luftleeren Raum.» Luca Schaufelberger ist ein aktiver Gesprächspartner, der zum Notizblock greift, um Erklärtes zu veranschaulichen, und komplexe Sachverhalte herunterzubrechen versteht. Das passt zu seinem Engagement mit dem Verein Reatch, der sich für einen konstruktiven Dialog zwischen Wissenschaft und Politik einsetzt. Dessen Relevanz haben jüngst die Corona- oder die Energiekrise eindrücklich vor Augen geführt.
Für mehr Durchblick bei KI
Dass der Exzellenz-Stipendiat sich neben dem ETH-Studium bei Reatch einbringen kann, liegt am Freiraum, der ihm das Stipendium verschafft. Geht es nach ihm, dann sollte politische Kommunikation an den Hochschulen künftig neben Forschung und Lehre als ein Teil der Arbeit verstanden werden, und zwar vom Doktoranden bis zur Professorin. Die entsprechenden Kompetenzen der Forschenden und ihr Verständnis für den Schweizer Politikbetrieb zu schulen, sei deshalb zentral. Zu viele Informationen oder mangelnde Zielgruppengerechtigkeit seien häufige Fehler, die Forschende machen würden, wenn sie ausserhalb ihrer Community zu Wort kommen. An sogenannten Boot Camps macht Reatch Forschende fit dafür. Das diesjährige Angebot an der ETH Zürich war ausgebucht.
Ein aktueller Vorschlag von Reatch ist es, ein Monitoring im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zu etablieren: «KI eröffnet unendliche Möglichkeiten, aber welche Risiken birgt sie? Es fehlt aktuell an zuverlässigen Daten, welche als politische Entscheidungsgrundlage dienen können.» Um Blindflug zu vermeiden, sollten Probleme wie Fehldiagnosen oder Stromausfälle, die auf KI zurückzuführen sind, zentral registriert werden, so der Vorschlag.
Durchbruch bei Solarzellen?
Luca Schaufelbergers Affinität zur Politik kommt nicht von ungefähr: Sein Vater, ein Mathematiklehrer, war in der Zofinger Exekutive tätig, im Elternhaus wurde viel diskutiert. Dennoch sagt er ganz klar: «Im Herzen bin ich Wissenschaftler. Ich liebe es, herumzutüfteln.» Luca Schaufelberger ist es wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen, weshalb er sich für das Studium der Interdisziplinären Naturwissenschaften entschied. Dabei studiert man anfänglich Mathematik mit den Mathematikern, Physik mit den Physikerinnen und Chemie mit den Chemikern. Doch schon im zweiten Jahr kann man sein eigenes Fächerpaket schnüren.
In seiner Master-Arbeit versucht der bereits mehrfach ausgezeichnete Jungforscher aktuell, am Computer neue Materialien zu entwerfen – mit dem Ziel, die Effizienz von Solarzellen zu erhöhen: «Heutige Solarzellen verschwenden Energie. Für einen Teil des Lichts liesse sich der generierte Strom theoretisch verdoppeln.» Dazu gäbe es schon seit den 60er-Jahren Forschung, doch für die Anwendung geeignete Materialien fehlten bislang. Luca Schaufelberger nutzt einerseits das in der Zwischenzeit gewonnene physikalische und chemische Verständnis von Materialien und andererseits Fortschritte beim Machine Learning, um neue Materialkandidaten zu eruieren, welche dann später experimentell erprobt werden können. Er plant, seinem Forschungsdrang in einem Doktorat in der Gruppe für Digitale Chemie von ETH-Professor Kjell Jorner weiter nachzugehen.
Wer übrigens wie Luca Schaufelberger gerne über die gesellschaftlichen Implikationen von wissenschaftlicher Innovation nachdenkt, für den hat er einen Lesetipp: «Stories of Your Life and Others» von Ted Chiang, eine Science-Fiction Kurzgeschichtensammlung. Seine Empfehlung für alle, die sich dafür interessieren, wie unsere Welt funktioniert und wie sie funktionieren könnte.
